Dank der Gottesmutter

Pater Kentenich an seinem 25. priesterjubiläum

(11.08. 1935)

/.../ All das, was Sie heute als Dankeshymnen hinausgesungen, vor allem von einer schlichten Treue, daß ich all Ihre Worte mit einer inneren Rührung annehme, sie aber zurückleite an die Adresse, für die sie von Anfang an bestimmt waren; ich denke dann an sie, an unsere liebe Dreimal Wunderbare Mutter.
I.
Ob Sie mich fragen: Weshalb denn Dank? Wem soll ich danken? - Ich danke allen Schönstattkindern. Ich danke den Toten, ich danke den Lebenden, ich danke den kommenden Generationen.
/.../
Ich kenne auch noch eine zweite Adresse. Die kennen Sie auch. Und ich meine, der Dank, der mich in diesen Tagen traf und den ich zurückgeben durfte an Sie, der soll von der gesamten Familie aufgefangen und hingelenkt werden in das Herz unserer lieben Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt.
Ich habe vor vielen Jahren einmal gelesen von einem alten ehrwürdigen Priester, der feierte auch Jubiläum. Und wie das bei solchen Jubiläen halt der Fall ist, es ist ein Jubiläum, da trägt man alles zusammen, was man weiß; und es war viel, was man von dem Priester sagen konnte. Am Schluß all dieser Dankeshymnen steht der Herr auf und erklärt: "Ja, vieles haben Sie mir gesagt, was ich im Leben erreichen durfte..." Und dann brach er in Tränen aus und sagte: "Das alles verdanke ich der lieben Gottesmutter!"
Auch ich weiß, daß ungezählt viele Menschen der Begegnung mit Schönstatt eine vollständige Reformierung ihres Lebens verdanken. Ich weiß, wie viele Preister inmer wieder erklären, was wären wir ohne Schönstatt! Es wäre Undankbarkeit, diesen Dank zu übersehen. Ja, auch das weiß ich und will es gerne zugestehen, daß es wenige Priesterleben gibt, die so ungemein gesegnet waren, wie das meinige gesegnet war. Aber das sage ich ebenso: Was geworden, was durch mich geworden, ist geworden durch unsere liebe Dreimal Wunderbare Mutter von Schönstatt.
Darf ich Ihnen einmal in einzelnen Etappen erklären, wie und was da im einzelnen am Werden und am Werken war?
Da darf ich Ihnen zunächst einmal sagen: Sie hat mich persönlich geformt und gestaltet von meinem 9. Lebensjahre an. Ich mag das sonst nicht gerne sagen, aber ich glaube, hier im Zusnmmenhang darf ich das flüchtig erklären. Wenn ich zurückschaue, darf ich sagen, ich kenne keinen Mensch, der einen tiefergehenden Einfluß auf meine Entwicklung ausgeübt hat. Millionen Menschen zerbrechen daran, wenn sie so auf sich selbst gestellt sind, wie ich das gewesen. Ich mußte vollständig innerseelisch allein aufwachsen, weil eine Welt in mir geboren werden mußte, die später weitergetragen und weitergeleitet werden sollte. Hätte meine Seele Fühlung gehabt mit der damaligen Kultur, wäre ich irgend einmal persönlich gebunden gewesen, dann könnte ich heute nicht so ganz bestimmt sagen, daß meine Erziehung lediglich ein Werk der Gottesmutter war, ohne jeden tiefergehenden menschlichen Einfluß. Ich weiß, daß ich damit viel sage. - Aber Sie dürfen nicht glauben, das wären Phrasen, um irgend etwas Liebenswertes von der Gottesmutter zu erklären. Ich weiß aber auch, daß die Gottesmutter mir ihre fürbittende Allmacht und ihr mütterliches Herz in einzigartiger Weise zur Verfügung gestellt hat, das haben Sie ja auch erlebt und haben es historisch nachprüfen können: Von dem Moment, wie sie sich niedergelassen in diesem Heiligtum, da hat sie mir für das Werk, das ich schaffen durfte, ihre Macht und ihr mütterliches Herz zur Verfügung gestellt, und sie ist es, die mir Sie auch als Mitarbeiter geschenkt.
Studieren Sie einmal nach, wie aus der tiefen, schlichten Marienliebe alles geworden ist, was wir heute vor uns sehen! Habe ich darum recht, wenn ich Sie bitte, diejenige nicht zu vergessen, der in besonderer Weise unsere Dankbarkeit heute gebührt?