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1945-1952

6. Internationalisierung und Auseinandersetzung

 

Der 2. Weltkrieg war im Leben Europas, ja der ganzen Erde ein riesiger Einschnitt. Die Schönstattbewegung, die bis dahin ihren Schwerpunkt in Deutschland, dem Land, dessen Diktator diese Katastrophe heraufführte, hatte, ist in ihrer Geschichte von diesem Einschnitt ebenfalls gezeichnet worden.

Als eine der wenigen kirchlichen Bewegungen hat Schönstatt die Zeit des Nationalsozialismus nicht nur überstanden, sondern auch noch in dieser Zeit wichtige Wachstumsschritte gemacht. Der 20. Januar ist, wie P. Kentenich immer wieder sagen wird, die Achse der Familiengeschichte. Die Möglichkeit zu überleben war allerdings auch mit einem Wandel der Strategie verbunden. Ab 1935 ging Schönstatt mehr und mehr in den Untergrund, und die Entwicklung Schönstatts wurde vor allem in die Tiefe vorangetrieben. Der 20.Januar und seine Welt ist ja zunächst einmal etwas für die „ obern Stockwerke”. Der übernatürliche Charakter des Werkes tritt stark in den Vordergrund.

Für P. Kentenich war die Geschichte dieser Zeit eine göttliche Bestätigung, die er als Auftrag auffasste, Schönstatt nun mit einem großen Schwung in die ganze Welt zu tragen und nach der Zeit des Untergrundes und des Wirkens in Intensivkreisen nun wieder offensiv zu werden. Daher ist die Zeit geprägt von seinem Bemühen, Schönstatt in die Kirche zu tragen und die Internationalisierung des Werkes durch seine Weltreisen voranzutreiben.

In Gegenüberstellung zur „Botschaft von Fatima“ wird nun die dreifache „Botschaft von Schönstatt“ von ihm proklamiert, die „ Botschaft vom Liebesbündnis, vom Vorsehungs- und vom Sendungsglauben“. Der Zusammenbruch in Deutschland ist für ihn Aufgabe: alles lag in Trümmern, und die Antwort darauf ist der Versuch, eine „neue christliche Gesellschaftsordnung“ aufzubauen. Die Menschenwürde war durch den Nationalsozialismus tief verachtet und getroffen worden, daher die Bemühung um die christliche Anthropologie: das „ katholische Menschenbild“. Die Diktatur hatte geherrscht und die Freiheit vernichtet: deshalb geht es um den “freien Menschen”. Dies alles kann sich P. Kentenich nicht anders vorstellen als nur durch ein Wirken und durch die Hilfe Marias, und so ist der Grundtenor: „ fiat ... mundus sanctus marianus“.

Sah es 1948 durch die Anerkennung der Marienschwestern als Säkularinstitut vielleicht zunächst so aus, als ob ein gewisser Vorstoß in die kirchliche Öffentlichkeit gelingen und eine gewisse kirchliche Anerkennung zu erreichen sei, so wurden diese Erwartungen durch die 1949 beginnenden Auseinandersetzungen mit Trier, die zur kanonischen Visitation und zur Verbannung des Gründers nach Milwaukee führen sollten, enttäuscht. Der Impuls der Nachkriegsjahre wurde gestoppt und die Schönstattbewegung in eine zweite, diesmal kirchliche und nicht politische Untergrundsituation gebracht. In der Zeitperiode, die wir hier besprechen, treffen wir im 31. Mai 1949 auf die Ursprünge dieser Entwicklung.

Ich will die Texte folgendermaßen gruppieren: Zunächst einmal beginnt nach dem Krieg die berühmte Institution der „ Oktoberwoche“, die P. Kentenich hielt, wenn er nicht im Ausland war und dann aus diesem Anlass einen „ Oktoberbrief“ schrieb. Weil nun die Zeit der größeren Briefe und Briefstudien P. Kentenichs beginnt, sollen die entsprechenden Hauptdokumente dieser Zeit besprochen werden. Trotz Reisen und Schriften ist die Tagungstätigkeit P. Kentenichs in dieser Zeit wichtig und ich möchte einige wichtige Tagungen vorstellen. P. Kentenich hat damals eine Menge Exerzitien gegeben, von denen aber, soviel ich weiß, nicht so viel überliefert, wenigstens nicht so viel greifbar ist; doch möchte ich vier Kurse vorstellen. Dann seien einige wichtige Ansprachen vorgestellt und in dieser Periode beginnen die greifbaren Terziate für (Schönstatt-)Priester.