Tagung für Familien

Wir sind nicht damit zufrieden, bloß das Ideal der Familie zu erstreben und zu verwirklichen, wir ringen um das Ideal der idealen Schönstattfamilie. Da haben wir gleich das Thema für unseren Einkehrtag.

Nun die Frage; es sind eigentlich drei Fragen:
Erstens: Was verstehen wir unter einer Schönstattfamilie?
Zweitens: Welche Gründe sprechen für eine Schönstattfamilie?
Drittens: Welche Forderungen stellt die Schönstattfamilie an uns persönlich?

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Ich beantworte zunächst die erste Frage, was man unter einer Schönstattfamilie versteht, mit einer einfachen Definition, die sofort verständlich ist, wenigstens für diejenigen, die die Zusammenhänge kennen.
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Eine ungemein schlichte, schöne, tiefe, umfassende Definition: Eine Familie, die kraft des Liebesbündnisses mit der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt (1) sich bemüht, das Ideal der Nazarethfamilie (2) in zeitgemäßer Weise möglichst vollkommen zu verwirklichen.
Meine Aufgabe besteht nun darin, die einzelnen Worte ein wenig zu erklären.
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1. Was heißt "kraft des Liebesbündnisses mit der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt"?
Um mich verständlich zu machen, knüpfe ich einmal an ein Wort an, das der Bischof von Madison bei Gelegenheit der Grundsteinlegung unseres dortigen Heiligtums gesprochen. Es lautet dem Sinne nach etwa so: "Dieses Heiligtum ist eine Kraft- und Gnadenquelle. Dieses Heiligtum ist eine Zentrale für die religiös-sittliche Erneuerung der hiesigen Völker." Ein eigenartiges Wort. Was soll das denn bedeuten? Denken Sie einmal an das kleine Heiligtum. Sie können es sich ja von Bildern her vorstellen, wie unscheinbar es ist. Was soll das nun werden? Unwillkürlich klingt uns da ein Wort aus der Heiligen Schrift entgegen: "Du, Bethlehem, im Stamme Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird hervorgehen ..." (vgl. Mt 2,6). Kleines Bethlehem! Und doch ist die Welterneuerung daraus hervorgegangen. Was soll dieses Kapellchen? Der Bischof hat es ja gesagt: es soll Kraft- und Gnadenquelle, ein Zentrum für die Erneuerung der hiesigen Völker werden. Wenn Sie mich jetzt fragen, wie der Bischof dazu kommt, so etwas zu sagen, und wenn Sie mich fragen: "Glauben Sie denn auch selbst daran?" Dann antworte ich: "Ja, vorbehaltlos!"
Wo liegt der Grund? Wir haben ja eben gesagt: Was ist eine Schönstattfamilie? Eine Familie, die kraft des Liebesbündnisses mit der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt das oder jenes erstrebt. Wir glauben, gestützt auf eine Anzahl solider Gründe, daß die Gottesmutter sich in Schönstatt, also in Urschönstatt und in allen Filialheiligtümern Schönstatts, niederläßt, mit dem Ort ein Bündnis schließt, mit dem Ort und all denjenigen, die sich an diesem Orte orientieren. Was will sie mit dem Orte? Der Bischof hat es uns ja gesagt: Der Ort soll eine Gnadenquelle sein. Der Ort soll eine Kraftquelle sein. Diesen Ort will sie benutzen, um sich dort niederzulassen, um von dort aus eine große, umfassende Welterneuerungsbewegung in die heutige Zeit hinein zu lenken und zu leiten.
Die Gottesmutter schließt also ein Bündnis. Womit? Mit dem Ort. Sie schließt ein Bündnis. Womit? Mit den Menschen, die an Schönstatt hängen. Was ist der Sinn des Bündnisses? Sie will den Ort und die Menschen benutzen, um durch Werkzeuge die heutige Zeit und Welt, auch die Familien, zu erneuern.
Liebesbündnis! Wo es sich um ein Bündnis handelt, müssen es zwei Partner sein. Wer ist der zweite Partner? Das ist der Ort, und das sind wir. Was versprechen wir kraft des Bündnisses? Unsere ganze Liebe dem Orte zu schenken und dort unsere Heimat, unsere Kraft- und Gnadenquelle zu suchen. Was versprechen wir? Uns von der Gottesmutter erziehen und als Werkzeuge benutzen zu lassen, damit sie ihre Aufgabe an den hiesigen Nationen erfüllen kann.
Sehen Sie, das besagt das schlichte Wort "kraft des Liebesbündnisses mit der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt".
Damit können wir die Frage, die wir eingangs gestellt haben, sofort beantworten. Worin besteht der Unterschied zwischen der Kana- (másik családmozgalom, pl. Házashétvége) und der Schönstattbewegung unter dem Gesichtspunkte der Idealfamilie? Beide stimmen überein in dem einen Punkte: sie wollen ein ideales Familienleben schaffen.
Der Unterschied?

1. Wir als Schönstätter bekommen einen Ort geschenkt, eine außerordentlich stark flutende Gnaden- und Kraftquelle.
2. Wir bekommen die Gottesmutter, die Dreimal Wunderbare Mutter und Königin von Schönstatt als die große Erzieherin beigegeben.
3. Wir erhalten eine ganze Menge Mitbrüder und Mitschwestern, die - ähnlich wie wir - sowohl am Heiligtum hängen wie auch an der
Gottesmutter als der großen Erzieherin, so daß wir dann mit der Zeit in einem Strome schwimmen und nicht alleine dastehen.
Wir haben innere Gemeinschaft mit dem Ort, innere Gemeinschaft mit der großen Erzieherin, der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt, innere Gemeinschaft nicht bloß mit der eigenen kleinen Familie, sondern darüber hinaus mit der großen Gesamtfamilie. Das ist der Unterschied.
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2. In welches Familienideal will die Gottesmutter als die Dreimal Wunderbare Mutter ihre Werkzeuge hineinerziehen? Die Antwort lautet: Nazarethideal.
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Ich will sie auf drei Eigenschaften zurückführen.
2.1. In der Nazarethfamilie haben Vater und Mutter die Stellung, die ihnen nach Gottes Absicht von Ewigkeit gebührt.
2.2. In der Nazarethfamilie steht das Kind im Mittelpunkte.
2.3. In der Nazarethfamilie sind Vater und Mutter und Kind durch das Band einer tiefen, innigen Liebe miteinander verknüpft und verbunden.
2.1.1. Nun die Frage: Welche Stellung nimmt der Vater in der Nazarethfamilie ein?
Ich antworte zuerst gelehrt und dann schlicht und einfach:
Vater- oder väterliche Autorität ist die primäre, die grundlegende Autorität. Das heißt: In einer Schönstattfamilie müßte die väterliche Autorität im Mittelpunkte stehen.
Die einfachere Antwort weist hin auf die Nazarethfamilie, wie sie historisch sich entfaltet hat. Überlegen Sie einmal: Wer war vollkommener, ja am vollkommensten in der Nazarethfamilie? Der Heiland, er war Gott. An zweiter Stelle die Gottesmutter. Dann kam eigenartigerweise erst der heilige Josef. Gemessen an der Würde, an der persönlichen Würde, steht Sankt Josef als Vater unter den beiden. Aber gemessen an der offiziellen Stellung steht Sankt Josef - obwohl er weniger vollkommen ist als die Gottesmutter und der Heiland - im Mittelpunkte.
Den Beweis dafür haben wir dort, wo der Engel erscheint, um die kleine Heilige Familie zu retten. An wen wendet sich der Bote Gottes? Er ist nicht der Gottesmutter erschienen, sondern dem heiligen Josef. "Josef, steh auf..." (vgl. Mt 2,13 ff.). Der Himmel anerkennt die führende Stellung, die grundlegende Autorität des Vaters. Wiederum später, als es hieß: "Zurück nach Nazareth." Wer hat die Botschaft bekommen? Weder der Heiland noch die Gottesmutter, obwohl beide ihrer Person nach viel, viel vollkommener waren als Sankt Josef (vgl. Mt 2,19 ff.).
Und die Gottesmutter selber? Erkennt sie auch die Würde und zentrale Stellung des heiligen Josef an? Wir erinnern uns einmal an die Situation in Jerusalem: "Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht." (Lk 2,48) Wer steht hier im Vordergrunde? Das ist etwas Wesentliches. In der Nazarethfamilie steht der Vater im Vordergrunde.
In einer Schönstatt-Nazarethfamilie muß alles zum Vater hingeordnet werden, auch dann, wenn der Vater nicht bloß die Familie als Arbeitskreis hat, sondern darüber hinaus etwa in der Politik tätig ist. Das sind die drei Arbeitskreise des Mannes, auch des Vaters. (*1) Sie dürfen nicht übersehen: Die Hauptkraft des Vaters gehört in einer Nazarethfamilie der Familie selber. Und Aufgabe der Mutter ist es, die Kinder zum Vater zu führen. Aufgabe der Mutter ist es, die Autorität des Vaters zu schützen, auch dann, wenn der Vater sittliche Schwächen und Armseligkeiten hat. (*2) So sieht die Nazarethfamilie aus. Ein hohes Ideal!
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Ich muß noch zwei Momente beifügen, damit wir alles gesehen und gesagt haben.
2.1.2 Diese väterliche Autorität und das Vatersein muß ein Spiegelbild, ein Abglanz des Vatergottes und der göttlichen Autorität sein. Meine Kinder müssen in mir, dem Vater, den Himmelsvater erleben. Ich muß seine Eigenschaften mein eigen nennen, sein Abglanz sein. Eine ungemein tiefe, tiefe Forderung! Ein ungemein großer, wunderbar schöner Zusammenhang!
Und wer soll mich zum Abbilde des Vatergottes formen und gestalten, mich, der ich von Hause aus triebhaft bin? Das ist die Aufgabe der lieben Gottesmutter. Sie muß mich zum Himmelsvater führen, damit ich ein Abglanz, ein Spiegelbild des Vatergottes werde. Meine Kinder sollen den Vatergott nicht erst etwa aus der Heiligen Schrift oder sonst woher kennenlernen, sondern ihn in meiner Person erleben. Das ist mein Ideal.
2.1.3. Wenn meine Vaterwürde und Vaterstellung die primäre ist - auch als Abglanz des Himmelsvaters - und wenn es wahr ist, daß die Familienmutter mir diese Stellung geben muß, dann hat sie zu sorgen, daß die Kinder zum Vater finden. Sie muß das in kluger Weise tun. Das Kind weiß ja nicht einmal, wer der Vater ist. Wenn die Mutter das nicht sagen würde, wüßte es gar nicht einmal, wer der Vater ist. Aber auf der anderen Seite muß der Vater sich auch diese Mittelpunktstellung immer wieder neu erobern. Wodurch?
Da hat kürzlich irgendwo in Deutschland ein protestantischer Arzt einen Vortrag gehalten. Er prägte das schöne Wort: "Der Vater muß die Kinder immer wieder neu adoptieren." Was heißt das? Gleichsam immer wieder neu erzeugen und annehmen. Wodurch tut er das? Dadurch, daß er väterlich formt und gestaltet, dadurch, daß er sich seiner Familie hingibt. Er darf nicht bloß von der Mutter und von den Kindern etwas verlangen, sondern er schenkt und schenkt und schenkt und verschenkt ihnen das Beste, was er hat. So sieht der Vater im Lichte des Nazarethideals aus.
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2.2 Hauptsorge der Nazarethfamilie ist immer das Kind. Das gilt zumal für die Mutter. Nebensorge - das wissen wir - ist die Ehe, die uns als Vater und Mutter entspannt. Wir können uns gegenseitig unterstützen und helfen, indem wir unsere Neigungen und Leidenschaften in geordneter Weise aneinander entspannen. Das ist durchaus sittlich hochwertig. Auch indem wir füreinander sorgen. Das ist aber alles die Nebensorge.
Die Nazarethfamilie hat im Mittelpunkte immer das Kind. Beobachten Sie bitte einmal! Von Herodes heißt es: Er verfolgte das Kind (vgl. Mt 2,16 ff.). Was tun die Eltern? Die sagen nicht: "Aber das ist eine lästige Geschichte, nach Ägypten zu fliehen." Nein, sie ergreifen sogar die Flucht durch die Wüste. Die Hauptsorge gehört also dem Kinde. Ob es den Eltern gut geht dabei, das ist zunächst Nebensache. Maria und Josef bleiben in einem fremden Lande, mit fremden Sitten, mit fremder Sprache. Weshalb? Weil das Wohl des Kindes es verlangt. Sie kommen wieder zurück. Weshalb? Um des Kindes willen. Ferner, als der Augenblick gekommen ist, wo der liebe Gott den Heiland für die öffentliche Tätigkeit braucht: das Wohl des Kindes steht im Vordergrund. Die Gottesmutter, die damals noch lebte, muß auf das Kind verzichten. So wie es in der Heiligen Familie zu Nazareth war, muß auch bei uns immer das Kind im Mittelpunkte stehen.
Wenn wir nun an das Kind denken, erinnern wir uns daran, daß es ein körperliches, ein geistig-seelisches und ein religiöses Wohl des Kindes gibt. Um dieses dreifache Wohlergehen muß in der Familie ständig alles kreisen.
2.2.1. Körperliches Wohlergehen. Ich glaube, nach der Richtung haben wir hier in Amerika weniger Schwierigkeiten. Wir verdienen und sorgen, daß wir, das heißt: auch unsere Kinder, es gemütlich und gut haben. Ob es manchmal vielleicht zu weit geht, darauf geben wir nachher eine Antwort.
2.2.2 Aber wir haben nicht bloß für das körperliche Wohl, sondern auch für das geistig-seelische und für das religiöse Leben zu sorgen. Wir - das müssen wir immer festhalten - haben die Hauptverantwortung, nicht die Kirche und nicht die Schule, auch wenn es eine katholische Privatschule wäre. Die können bloß "Helfer" sein. Die Hauptsorge haben wir zu tragen. Und was wir eben selbst tun können, wollen wir nicht auf die Schule oder auf die Kirche abladen. Das gilt auch, wo es sich dreht um das geistig-seelische Wohl. Meine Kinder sollen sittlich hochwertige Menschen werden. Sie müssen darum geschult und gebildet werden, müssen selbständig denken lernen, sich regen und bewegen können im Leben. Ich habe (dafür) die Verantwortung.
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Ich habe das Kind so zu erziehen, daß es sich später dem lieben Gott schenkt, freiwillig und selbsttätig, wo und wann der liebe Gott es will. Verlangt der liebe Gott das Kind, sagen wir einmal in einem Orden oder als Priester oder als Schwester, muß ich es Gott zurückschenken. Ich darf es nicht für mich behalten. Das Gotteskind zu erziehen und es Gott zurückzugeben ist Pflicht der Eltern. Ich muß es auch so formen, daß es in einer geordneten Ehe sein Heil findet, wenn der liebe Gott es dazu berufen hat.
Verstehen Sie bitte: das ist die Nazarethfamilie, die ständig das Wohl des Kindes auf der ganzen Linie in den Mittelpunkt stellt. "Gottes Wille, drum sei stille." Der Abglanz des (himmlischen) Vaters schenkt das Kind dem Vatergott zurück, von dem das Kind letzten Endes ja das Leben hat. So kommt ein großer Lebensstrom aus dem Herzen des Himmelsvaters in das Herz von Vater und Mutter, durchströmt das Herz des Kindes und flutet wieder zurück in das Herz des Dreifaltigen Gottes.
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Das heißt: Auf der ganzen Linie Ernst machen mit der Nazarethfamilie. Die vielgestaltige Hauptsorge gehört dem Kinde.
Nun wollen wir hier eine praktische Frage anknüpfen. Sie lautet: Was muß ich als Vater und Mutter tun, um meine Kinder richtig zu erziehen? Nicht, um sie richtig zu ernähren, sondern um sie richtig zu erziehen, religiös-sittlich zu erziehen?
Darauf lassen sich natürlich eine ganze Menge von Antworten geben. Die gewöhnlichste Antwort lautet: das gute Beispiel. Ich muß selber das Ideal, das ich für mein Kind habe, in meiner Art vorleben. Ich muß ein idealer Vater, eine ideale Mutter sein, gelöst von mir selber. Das ist das wertvollste Erziehungsmittel.
Lassen Sie mich das einmal gelehrter ausdrücken. Wir sagen dann so: Ich muß mich triebmäßig oder instinktmäßig dem Ideal, zu dem ich das Kind erziehen möchte, gleichschalten. Das ist ein sehr wichtiger Satz. Noch einmal: Ich muß instinkt- und triebmäßig mich dem Ideal, zu dem ich das Kind erziehen möchte, gleichschalten.
Nun entstehen drei Fragen.
1. Was versteht man unter dieser instinkt- und triebmäßigen Gleichschaltung mit dem Ideal des Kindes?
2. Weshalb triebmäßige Gleichschaltung?
3. Was muß ich tun, um dieses außergewöhnlich hohe Ziel zu erreichen?
Was versteht man nun unter triebmäßiger und instinktmäßiger Gleichschaltung? Der Unterschied: verstandesmäßig - willensmäßig - triebmäßig.
1. Verstandesmäßig kann ich so sagen: Das Kind muß ein echt katholisches Kind werden. Gut, jetzt bin ich begeistert und rede dem Kinde vor, was dazugehört. Wenn ich echt katholisch sein will, muß in die Kirche gehen, muß ich die Sakramente empfangen. Du mußt dein Triebleben innerlich beherrschen. Du darfst nicht gegen die heilige Reinheit sündigen. Jetzt kenne ich verstandesmäßig das Ideal. Das künde ich mit dem Munde.
2. Willensmäßig. Hier sage ich mir: Was ich dem Kinde künde, das erstrebe ich selbst. Ich möchte auch durch und durch katholisch sein, und zwar bis in die Fingerspitzen katholisch.
3. Triebmäßig. Ja, was heißt das? Ich kann mit dem Willen katholisch sein, aber in meinem unterbewußten Triebleben wehrt sich alles - sagen wir einmal - gegen die eheliche Reinheit. Da wehrt sich alles gegen das häufige In-die-Kirche-gehen. Ich tue es zwar, aber unterbewußt ist ein starkes Abwehrgefühl vorhanden. Nun frage ich: Wann werde ich am wirksamsten mein Kind erziehen? Antwort: Wenn auch ich triebmäßig das Ideal, das ich dem Kinde künde, selbst umfange.
Ich führe jetzt ein paar Beispiele an, damit wir einander besser verstehen. Ich setze einmal voraus: Vater und Mutter - sagen wir einmal - die haben einen Jungen, der ist jetzt in die Reifejahre gekommen. Techniker will er werden. Schulungszeit ist zu Ende. Es wird ihm eine überaus ertragreiche wirtschaftliche Stellung angeboten. Der Junge fragt mich als Vater oder Mutter, ob er die Stelle annehmen soll. Ich erkundige mich, wie es im einzelnen mit der Stelle ist. Wieviel Geld verdienst du? Ja, das ist alles sehr günstig, fast günstiger, als was ich als Vater verdiene. Ja, der Junge kann vielleicht sogar im Akkord arbeiten. Ich weiß nicht, was sonst noch alles günstig sein mag. "Aber", sagt der Junge, "ich weiß, daß viele von den Kollegen abständige Katholiken sind. Ich verdiene zwar viel Geld, aber meine Seele ist dort gefährdet. Vater und Mutter, ratet mir, was ich tun soll."
Jetzt, was können Vater und Mutter mit dem Munde sagen? "Junge, das ist auch eine gefährliche Sache, wenn Deine Religion und Sittlichkeit in Gefahr sind. Ob es da gut ist, die Stelle anzunehmen?" Innerlich - so setze ich einmal voraus - hängen Vater und Mutter selber sehr am Geld. Innerlich sagt das Gefühl: Schade, daß die Gefahr für Glauben und Sitten besteht. Aber, aber! Was wären wir froh, wenn der Junge das viele Geld verdienen würde!
Verstehen Sie bitte: Jetzt darf ich als Vater und Mutter nicht zweifelhaft dastehen und sagen: "Ich weiß nicht, sollst Du es tun, oder besser, Du tust es nicht."
Hat jetzt der ganze innere Mensch den Rat gegeben? Nein! Da hat der Mund den Rat gegeben, der Wille den Rat gegeben; aber das Herz, wo hängt das Herz? Es ist zwiespältig: "Ich hätte halt doch gerne..." - Was hätte ich gerne? Wenn der Junge viel Geld verdiente. Sehen Sie: jetzt bin ich nicht triebmäßig dem Ideal, das ich dem Jungen künde, gleichgeschaltet.
Was müßte ich jetzt tun? Das ist für unsere Erziehung wichtig. Was ich meinen Kindern rate, das muß erst durch mein eigenes Herz gehen. (Wenn) ich spüre, ich hänge selber unordentlich am Geld, was muß ich jetzt tun? Den Erwerbstrieb überwinden. (Ich muß) mir innerlich sagen: "Wenn ich in der Lage stände und Millionen Dollar verdienen könnte, wäre aber in großer Gefahr für den Glauben, dann würde ich darauf verzichten." Wenn ich das innerlich durchgekämpft (habe) und ich gebe dem Jungen dann einen Rat, dann garantiere ich Ihnen: Der Rat wirkt. Im andern Fall wirkt der ja gar nicht. Der Junge spürt: mein Vater sagt zwar das mit Worten, aber die ganze Persönlichkeit steht nicht dahinter.
Das müssen Sie festhalten: Der erzogene Erzieher ist die große Persönlichkeit, die Wunder wirkt in der Erziehung. Ich muß selber an mich Forderungen stellen bis in die Wurzel hinein. Ich muß bis ins unterbewußte Seelenleben frei sein von mir. Triebmäßige Gleichschaltung mit dem Ideal, das ich den Kindern künde! Dann bin ich ein Schöpfer in der Erziehung. Dann kann etwas Großes aus den Kindern werden. Im andern Fall kann ich sehr schön reden, kann Vorträge halten, Bücher schreiben, aber ich forme und gestalte nicht das Leben. Weshalb? Da unten (*3), da ist etwas, das Nein zu dem sagt, was der Mund gesprochen und bejaht hat. Der ganze innere Mensch muß also sich bemühen. Es ist natürlich klar, daß der Trieb schon mal sagt: "Ich hätte auch gerne etwas." Dafür kann ich nichts. Aber ich muß es innerlich überwinden.
Merken Sie sich das Prinzip. Das ist für die Erziehung so wesentlich. Ich muß alles, was ich den Kindern sage, erst durch Kopf und Herz gehen lassen, es erst selber innerlich durchkämpfen, ehe der Mund spricht. Dann sollen Sie einmal sehen, wie wirksam Sie als Erzieher sind, auch wenn Sie nicht studiert haben.
Lassen Sie mich noch ein paar andere Beispiele anfügen. Nehmen wir einmal an, meine Tochter sei gerade in den Backfischjahren. Sie flirtet ständig mit Jungens herum, und zwar in einer Weise, daß ich fürchten muß, morgen, übermorgen passiert etwas. Jetzt will ich dem Mädchen das verbieten. Das kann ich tun. Aber wird das wirken?
Wenn Sie mich jetzt recht verstehen, müssen Sie sich so sagen: Ich muß zuerst einmal ins eigene Herz hineinschauen. Sind nicht in meinem Herzen ähnliche Triebe, wie sie jetzt bei dem Mädchen wirksam sind? Ist nicht auch geschlechtliche Unbeherrschtheit in meiner Natur? Was werde ich jetzt tun müssen? Zuerst versuchen, diese Unbeherrschtheit in mir selber neu zu überwinden. Wenn ich sie innerlich überwunden habe, kann ich vor das Mädchen hintreten und ihm sagen, was es zu tun hat.
Verstehen Sie, um was es geht? Das ist die geheime Wirksamkeit eines Menschen, der innerlich so ganz auf dem Boden dessen steht, was er sagt. Ich muß also die Gelegenheit wahrnehmen, noch einmal ins eigene Herz hineinzugreifen und Triebe, die auch in mir stecken, neu zu meistern. Aus dieser Meisterung heraus kann ich dann einen entsprechenden Rat geben. Sie werden sehen, das wirkt.
Verstehen Sie nun, was das heißt, die Selbsterziehung in den Dienst der Erziehung meiner Kinder zu stellen? Ich werde dann der beste, der genialste, charismatisch begabteste Erzieher sein, wenn ich mich selber ständig in Zucht halte und alle Fehler meiner Gefolgschaft benutze, um in mich hineinzuschauen und ähnliche, vielleicht dieselben Fehler innerlich neu zu überwinden. Dann bin ich auch selber ständig wach. Ich bin dann nicht nur derjenige, der erzieht, sondern ich werde auch selbst erzogen durch meine Kinder.
Ein anderes Beispiel. Nehmen Sie etwa einen Ihrer Jungen. Er ist in den Flegeljahren, selbstverständlich ungebärdig. Folgsamkeit kennt er nicht.
Er springt über Tisch und Bänke. Wenn das jetzt jugendlicher Frohsinn ist, mag das recht sein. Aber nein, er ist rebellisch bis zum äußersten, kennt keinen Gehorsam mehr. Jetzt kann ich sagen: "Freundchen, ich will Dir mal zeigen, wo 'der Bartel den Most hergeholt' hat. Du wirst sehen, wer Herr im Hause ist!" - Das mag recht sein. Aber wichtig ist, daß ich mich selbst erst in Zucht nehme, erst selber Herr werde über die Tiere (*4), die in mir wach sind. (Also) sich ehrlich fragen: Ist nicht auch in mir selber viel Ungebändigtes, viel Zuchtloses? Das muß ich erst überwinden: 'den Ochsen an den Hörnern packen'. Habe ich selbst den Ochsen, der in mir steckt, an den Hörnern gepackt, dann kann ich den Ochsen in meinem Jungen auch an den Hörnern packen, dann läßt er sich bändigen. Im andern Fall werden Sie auf die Dauer das Gegenteil erreichen. Sie können den Jungen zwar äußerlich zwingen, gewinnen ihn aber innerlich nicht.
Verstehen Sie jetzt, was das heißt, das Wohl des Kindes steht im Mittelpunkte? Um des Kindes willen erziehe ich mich, möchte ich das Ideal verkörpern, das ich vom Kinde voraussetze und wohin ich das Kind führen möchte. Ich garantiere Ihnen, dann werden Sie ungemein glücklich als Vater und Mutter. Dann sind Sie Schöpfer. Sie mögen einen Beruf haben, wo Sie 'Macher' sind; jetzt sind Sie aber zu Hause schöpferisch tätig. Es wird Ihnen nie langweilig. Der Mann braucht nicht in die Wirtschaft zu gehen. Vater und Mutter müssen nicht ein Restaurant aufsuchen, um es gemütlich zu haben. Nein, zu Hause ist es am schönsten. Weshalb? Weil wir zu Hause eine regelrechte Erziehungswerkstätte, eine Familie haben.
Ich fasse noch einmal zusammen: Das Prinzip, das wir uns einprägen wollen, lautet so: Alle Schwierigkeiten in der Erziehung suche ich zunächst neu in mir selber zu lösen und zu überwinden. Oder: Alles, was mir an Schwierigkeiten bereitet oder vorgetragen wird, lasse ich erst durch den eigenen Kopf und durch das eigene Herz gehen. Ich überwinde das erst noch einmal in mir selber. Dann kann ich zugreifen. Denken Sie meinetwegen einmal, Ihre Kinder haben Glaubensschwierigkeiten oder sittliche Schwierigkeiten. Was bedeutet das? Erst überlegen, ist nicht etwas Ähnliches in mir selber? Wie kann ich das überwinden?
Ich konstruiere jetzt einmal einen Fall, der natürlich kaum oder ganz selten vorkommt. Nehmen Sie meinetwegen einmal an, eines meiner Kinder war verheiratet. Es soll die Tochter sein. Sie ist eifersüchtig geworden und hat halt - sagen wir einmal - den Mann getötet. Jetzt wird sie abgeurteilt. Ich als Vater oder Mutter sitze nun zu Hause und bete: "Gottesmutter, sorge, daß doch alles gut geht." Das ist recht so. Aber ich würde weitergehen (und) zuerst mich fragen: Steckt nicht auch in meinem Herzen der Keim der Eifersucht? Was sich so tragisch bei der Tochter ausgewirkt hat, steckt das nicht im kleinen auch in mir? Dann werde ich die Eifersucht in mir erst 'am Kragen packen', sie innerlich zu überwinden trachten und dann beten, daß alles recht wird. Dann habe ich das Meinige getan. Dann habe ich eine kraftvolle Selbsterziehung in den Dienst der Fremderziehung, der Kindererziehung gestellt.
Wenn Sie so alle Schwierigkeiten in der Erziehung zunächst neu in sich selber lösen und zu überwinden trachten, werden Sie sehen, dann sind Sie immer glücklich und bleiben gerne zu Hause. Sie lieben Ihre Kinder leidenschaftlich, innig und tief. Dann bewahren sich vor allem unsere Väter vor zwei Fehlern: erstens vor Brutalismus und zweitens vor Sentimentalismus.
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Ich möchte jetzt die Schwierigkeit noch ein wenig erhöhen. Wissen Sie, was das in sich schließt, triebmäßige Gleichschaltung mit dem Ideal der uns Anvertrauten? Die Überwindung jeglichen Infantilismus. Der Infantilismus und alles Primitive muß in Vater und Mutter überwunden werden, wenn sie eine Nazarethfamilie darstellen wollen.
Nun steht natürlich die Frage vor uns: Was versteht man unter infantiler und primitiver Einstellung zum Leben?
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Die Einstellung zum Leben kann eine kindische und kann eine reife, kann auf der ganzen Linie eine ungeläuterte, aber auch eine sehr geläuterte sein. Wann ist meine Einstellung zum Leben geläutert? (Wann sind) Vater und Mutter in ihrer Einstellung zu den Kindern, Vater und Mutter in ihrer Einstellung zueinander geläutert? Wann bin ich primitiv, ich als Vater der Mutter gegenüber oder als Mutter dem Vater gegenüber? Wann ist meine Einstellung eine primitive, eine kindische? Oder (ich frage nach) meiner Einstellung zum Leben. Hammerschlag auf Hammerschlag trifft mich im Geschäft. Ich breche zusammen. Wie kommt das? Meine Einstellung zum Leben oder zu meinen Kollegen (oder) überhaupt ganz allgemein kann eine innerlich abgeklärte, reife, männliche oder frauliche Einstellung, kann aber auch eine überaus kindische, unreife, primitive sein.
Lassen Sie mich jetzt eine mehr systematische Antwort auf die Frage geben: Wie sieht primitive oder infantile Einstellung zum Leben ganz allgemein aus? Die Antwort: Wenn Ich- und Du-Liebe nicht in entsprechendem gegenseitigem Verhältnis, sondern zugunsten der Ich-Liebe stehen, dann spricht man von infantiler Einstellung.
Das ist vielleicht zu gelehrt gesagt. Ich erkläre es. Jede Liebe ist im Anfang primitiv und will später geläutert werden. Wie war die Liebe, als wir im Brautstande waren? Wie ist (im Anfang) die Liebe zwischen den Eltern und den Kindern? Primitiv! Was heißt das, primitiv, infantil? Da steht das Ich im Mittelpunkte. Da will ich etwas haben. Weshalb habe ich das oder jenes Mädchen mir gewählt? Weshalb? Ich habe das Gefühl, das kann mich glücklich machen. Da stehe ich im Vordergrunde. Sonst hätte ich das nicht gewählt. Ich hätte ein anderes Mädchen gewählt.
Oder (weshalb wählte ich) den Mann? - An sich sagt man so schön, wenn man die Gegensätze zwischen Mann und Frau in der grundsätzlichen Einstellung darstellen will: das Mädchen fragt: "Kann ich den Jungen glücklich machen?" Der Junge fragt: "Macht das Mädchen mich glücklich?" Das würde praktisch heißen, daß frauliche Liebe von Hause aus stärker auf das Du eingestellt ist. Aber dann ist sie schon sehr geläutert.
Jede primitive Liebe denkt zunächst an das Ich, ich will etwas haben, ich! Wenn ich als verheiratete Frau also frage: Liebt mein Mann mich, hat er noch Interesse an mir?, so ist das die Not, er könnte das Interesse an mir verloren haben. Ich muß umgekehrt fragen: Habe ich Interesse am Gatten wie bisher? Liebe ich ihn und schenke ich ihm alles, was ich bin und was ich habe? Umgekehrt muß natürlich der Mann auch der Frau gegenüber (so) denken. Jede primitive Liebe kreist immer stark um das eigene Ich.
Noch einmal, primitive Liebe fragt: "Werde ich verstanden?" Sie sagt: Der Mann versteht mich überhaupt nicht mehr. Die Frau versteht mich überhaupt nicht mehr. - Ich brauche ja nicht verstanden zu werden. Ich muß ihn, den Partner, verstehen. Das ist die Grundeinstellung, die wir haben müssen. Daß die menschliche Natur gerne anders möchte, ist leicht verständlich.
Überlegen Sie jetzt einmal, wieviel Primitivität in uns steckt. Wieviel! Infantil war ich als junger Mensch. Da durfte ich so fragen. Aber als reifer Mann, als reife Frau müßte es für mich eine Selbstverständlichkeit sein: Ich will für mich gar nichts. Wenn es bloß dem Mann gut geht! Wenn es bloß den Kindern gut geht! Ich garantiere Ihnen: Wenn Sie so denken, hängt der Mann an Ihnen, dann hängt die Frau an Ihnen. Wenn Sie aber fragen: "Was gibt er mir?", ist das so fort anders. Fragen Sie also: "Was gebe ich ihm?" Selbstlosigkeit und reife Einstellung gewinnt das Herz eines jeden auf die Dauer. Reife Einstellung gewinnt überall die Schlacht.
Ob Sie jetzt verstehen, was man in etwa unter primitiver und infantiler Einstellung versteht? Ich könnte auch sagen: Das ist ein Stück Ichvergötzung. Ich vergötze mich selber. Ich will im Mittelpunkte stehen. Auf mich kommt es an. Ich muß geachtet, ich muß geliebt werden. Ja, ich, ich! - Nicht ich, sondern du, du! Du stehst im Mittelpunkt.
Nehmen Sie einmal ein Beispiel. Der Vater kommt nach Hause. Er hat Pech gehabt im Geschäft. Er ist zusammengeprallt mit seinem Kompagnon. Sie sind aneinander "hinaufgegangen". Jetzt kommt er nach Hause. Seine Frau hat auch einen schweren Tag gehabt. Körperlich fühlte sie sich nicht gut. Sie hatte Pech mit dem Herd, und was sonst nicht alles gewesen sein mag. Oder es ist ihr "eine Laus über die Leber gelaufen". Beide kommen nun zusammen. Was erwartet der Mann? Daß die Frau ihn versteht. Was erwartet die Frau? Daß der Mann sie versteht. Jedes von ihnen ist angefüllt mit Enttäuschungen. Der Mann sagt: "So eine Frau! Wenn ich es nochmal zu tun hätte, wahrhaftig, ich tät es nicht nochmal. Statt daß die Frau versteht, wie es mir ergangen ist und mich anhört, ist sie selber nervös und nicht in Ordnung." Umgekehrt sagt die Frau: "Wenn doch mein Mann Verständnis hätte für all das, was ich heute ausgestanden habe!"
Beide sind primitiv eingestellt. In beiden Fällen steht das Ich im Mittelpunkte. Was muß der Mann sagen? - Was muß die Frau sagen? - "Auf mich kommt es gar nicht an. Ich habe für den Mann zu sorgen, daß es ihm gut geht, daß er sich aufgenommen und verstanden fühlt. Als Frau merke ich sofort, es muß irgend etwas im Geschäft passiert sein. Ich erweise ihm eine Zärtlichkeit, frage, wie es ihm ergangen ist. Er muß jedenfalls fühlen, daß ich Verständnis für ihn habe." - Was muß umgekehrt der Mann sagen? "Auf mich kommt es nicht an! Das ist Nebensache. Krach und Schwierigkeiten gehören zum Leben. Das geht gar nicht anders. Im Leben stehen heißt, Hammerschläge bekommen. Die halte ich aus. Dafür bin ich Mann. Dafür bin ich Vater. Jetzt soll es der Frau gut gehen; denn ich merke, sie ist heute nervös, es geht ihr nicht gut. Jetzt werde ich extra liebenswürdig sein." - Das ist Nazarethfamilie.
Ich muß beifügen, das ist natürlich ein gewaltiges Ideal. Das ist klar. Das ist praktisch Heiligkeit. Aber wir wollen ja die Ideale sehen. Wenn wir das Ideal klar haben und die Zusammenhänge sehen, ist die Schlacht fast gewonnen.
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*1. Die drei generellen Arbeitskreise des Mannes sind nach P. Kentenich Familie, Arbeitsplatz und Politik. Hier werden nur zwei direkt genannt und der Arbeitsplatz als selbstverständlich vorausgesetzt.
*2. Hier steht die Mutter vor der Herausforderung, den Kindern eine Erklärung zu bieten, die ihrem Alter und ihrer Einsichtsfähigkeit gemäß ist, ohne die sittlichen Schwächen zu leugnen.
*3. "unten" steht hier für das "un- und unterbewußte Seelenleben". Nach dem Verständnis von P. Kentenich sind alle Bewußtseinsvorgänge von dem Einfluß aus der Tiefenseele mitbestimmt. Die Anregungen zielen daher auf eine entsprechende Tiefenerziehung.
*4. Statt "Tiere" könnte es auch "Triebe" heißen. Eine Änderung wurde nicht vorgenommen, weil in der pädagogischen Anthropologie P. Kentenichs die schichtenspezifische Aufteilung in "Tier, Engel, Gotteskind" als populäre Erklärung für die in sich widerstrebenden und damit konfliktiven Tendenzen im menschlichen Selbstvollzug ausdrücklich vertreten wird.