Marianische Texte

"Wenn wir einmal den heiligen Paulus befragen, was das denn für eine Sendung war, die er hatte, dann würde er sagen: Mir wurde die Sendung übertragen, der Welt das Geheimnis Christi zu künden, Christus den Erlöser, den Mediator, das Haupt des Mystischen Leibes. Unwillkürlich fragen wir jetzt: Was war denn die Sendung, die mir vor 73 Jahren aufgetragen wurde? Mit einem Seitenblick auf den heiligen Paulus darf ich sagen: Meine Sendung war es und ist es, der Welt das Mariengeheimnis zu künden! Meine Aufgabe ist es, die Gottesmutter zu künden, sie unserer Zeit zu entschleiern als die Dauerhelferin des Heilandes beim gesamten Erlösungswerk, als die Miterlöserin und Gnadenvermittlerin; die Gottesmutter, die tief mit dem Heiland geeint - eine Zweieinheit - mit der spezifischen Sendung, die sie von ihrem Schönstattheiligtum aus hat für die heutige Zeit." [1]


"Ich weiß nicht, ob Sie das spüren, wie sehr ich mich freue, daß ich überhaupt über die Dinge sprechen darf. Das könnte ich ständig, ständig. Da müssen Sie nur fragen. Aber wir wollen ja später auch die anderen Fragen besprechen. Ich hätte nur gerne, wenn der liebe Gott Ihnen das dann auch schenkte, daß Sie tief innerlich davon erfaßt und erfüllt sind. Das ist eben unsere Lebensaufgabe: Den Schatz in Schönstatts Friedensau, den müssen wir immer wieder neu entdecken, immer wieder sehen, wie der denn nun praktisch aussieht. [2]


"Lassen Sie mich hier wenigstens mit einem Wort darauf aufmerksam machen, das wir ob dieser patrozentrischen Einstellung nie vergessen dürfen die marianische. Dass eine Gefahr besteht, dürfen Sie nicht übersehen. Dieweilen heute allerorten das Marianische abgelehnt wird, auch in religiös wachen Kreisen, liegt die Gefahr nahe, dass wir demselben Prozess uns beugen, aber andere Gründe dafür angeben. Wir müssen das immer vor Augen haben. Alles, was wir haben, verdanken wir der Fürbitte der lieben Gottesmutter. (...) Wenn wir nun die Wurzel innerlich vordorren lassen, die Wurzel, die uns Stück für Stück geschenkt dieses Kreisen um den Vatergott, dann müssen wir übermorgen fürchten, dass diese Zentrierung zu einer Isolierung wird. Und damit wiederhole ich an sich den bedeutsamen Ausdruck: Zentrierung um den Preis der Isolierung- hier der Isolierung von der Gottesmutter, letzten Endes um den Preis der Isolierung von der Zweitursache - das bedeutet übermorgen Nihilierung." [3]
 

"Der marianische Gedanke ist zukunftsträchtig. Was ich Ihnen nach der Richtung kurz sagen darf, das ist ein Stück per­sönlichen Glaubens­bekenntnisses. Zukunfts­trächtig ist der marianische Gedanke. Ich will damit sagen, daß die Kirche einer marianischen Färbung und Prägung entgegengeht, wie sie sie noch niemals gehabt hat, nicht einmal im Mittel­alter. Ich will damit sagen, daß die Kirche am jenseiti­gen Ufer so ausgeprägt marianisch sein wird, wie wir es uns heute nicht denken können. Das ist ja auch der Grund, wes­halb ich mich so bemüht habe, den Weg freizumachen in die Welt des Mariani­schen." [4]

 

"Sie hat offenbar die Sendung, im Reiche Gottes der Re­prä­sen­tant und Garant des echt Menschlichen zu sein; so im histori­schen Leben des Heilandes, so dort im Himmel. (...) Auch dort ist sie der Repräsentant und Garant des echt Mensch­lichen." [5]
 

"Es ist ein ganz großer Irrtum, zu meinen, die Got­tesmut­ter hätte nicht zu kämpfen gehabt. Sie hatte mehr zu kämpfen als wir alle. Die doppelte Harmo­nie zwischen Fleisch und Geist und zwischen Geist und Gott, die wir verloren haben, war bei der Gottesmut­ter freilich nicht gestört. Aber auch sie hatte die Aufgabe, die Harmonie zwischen Geist und Gott immer mehr zu vervoll­kommnen. Sie konnte doch äußere Kämpfe haben. Ihre Verdienste be­stehen darin, dass sie die Unver­sehrtheit bewahrt und sich ständig bemüht hat, tiefer und tiefer in Gott hinein zu wachsen. Welche gewaltigen Opfer hat sie bringen müssen in ihrem Glaubens‑ und Liebesleben! Vor allem unter dem Ge­sichts­punkte der Demut und des Gehor­sams. Die Erzie­hung, die sie in der Schule ihres göttlichen Sohnes erfuhr, brachte ihr schwere Glaubens‑ und Demuts­pro­ben. Auch sie musste erlöst werden und mehr und mehr erlöst werden." [6]

 

"In Maria ist das mütterliche Prinzip in die Erlösung einge­baut und dieses ist eine ständig weckende Erinne­rung an das mütterliche Prinzip in der Gottheit. (...) Im allgemeinen lehren wir die Gottheit in ausgeprägter Männlichkeit. Diese Vorstellung kann von Vorteil sein, aber heute hat das auch einen großen Nachteil, weil die unartiku­lierte Männlichkeit des modernen Mannes darin einen Rückhalt findet. Alle, die sich wehren gegen die weiblichen Züge im Bilde Gottes, fallen früher oder später den Zeitidolen zum Opfer. Gott ist beides: männli­ches und weibliches Prinzip. Im Symbol der Gottesmutter ist das weibliche Prinzip in Gestalt und Form gegossen. (...) Durch die Gottesmutter ist auch der Heilige Geist äußerlich sichtbar in das Werk der Erlösung hineingezo­gen: in die objektive Erlösung ist er durch sie hineinge­zogen. (...) ­Dieses mütterliche Prinzip, das in der Gottes­mutter verkör­pert ist, weist immer hin auf das mütterli­che Prinzip in der Gottheit." [7]

 

"Die christliche Kunst kennt im wesentlichen zwei Symbole für den Heili­gen Geist. Das eine Symbol ist die Taube. Diese ist sowohl Symbol für den Heili­gen Geist als auch für die Gottes­mutter. Das zweite Symbol ist die Gottes­mutter sel­ber. (...) Also haben wir in un­se­rem Heiligtum immer ein Symbol für den Heili­gen Geist ge­habt: die Gottes­mutter sel­ber, das wertvollste Symbol für den Heili­gen Geist." [8]

 

"­Durch die Got­tes­mutter ist auch der Heili­ge Geist äu­ßer­lich sicht­bar in das Werk der Erlö­sung hineingezo­gen: in die objekti­ve Erlösung ist er durch sie hinein­ge­zogen." [9]

 

"So steht die Gottesmutter vor uns als das vollkommene Abbild des Heiligen Geistes. (...) Sie will auch aufgefasst und gesehen werden als das Werk­zeug, als das vollkom­mene Organ des Heili­gen Geistes. (...) Sie wird also dafür sor­gen, dass wir durch die Bin­dung an sie zu ihrem Sohn und auch zu einem Grund­verhält­nis zum Heili­gen Geiste gelan­gen." [10]

 

 

[1] Kentenich atya: Részlet a 73. születésnapján mondott beszédéből (1958). Loses Blatt.
[2] Kentenich atya: Milwaukee-Terziat, [146] in “Desiderio desideravi”
[3] Exerzitien für Schönstatt-Patres (1967), 297.
[4] Daß neue Menschen werden (1951), 235.
[5] J. Kentenich: Grundriss einer neuzeitlichen Pädagogik (1950). Vallendar-Schönstatt 1971, 261.
[6] Der marianische Priester (1941), 100.
[7] Der Marianische Priester (1941), 59.
[8] Brasilien-Terziat, Band 3 (1952), 250 f. Ebenso in: Milwaukee-Terziat, 9 (1963), 162.
[9] Ebd., 59 f.
[10] Ebd., 252.