Mit Rosenkranz und Bajonett
Unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg wurde in mehreren Kirchen in der Umgebung Schönstatts eingebrochen und der Tabernakel ausgeraubt. Die Leitung des dortigen Studienheimes beschloß deshalb, für einige Zeit das Allerheiligste jeden Abend in das Krankenoratorium zu übertragen und bei Nacht zu bewachen. Die Nachtwache wurde den Patres zugeteilt. Und so musste auch Pater Kentenich „Wache schieben”.
Einige von den älteren Schülern, ehemalige Kriegsteilnehmer, beobachteten dabei ihren Pater Spiritual und sahen ihn ruhig auf und ab gehen – den Rosenkranz in der Hand. Das war nun ihrer Meinung nach aber der gefährlichen Situation überhaupt nicht angemessen.
Die prägenden Kriegserlebnisse kaum hinter sich, kamen sie – kopf schüttelnd über soviel Naivität – zu der Überzeugung, dass man so das Allerheiligste nicht bewachen und mit einem Rosenkranz schon gar nicht gegen Einbrecher vorgehen könne. Was hier nottat, war eine Waffe. Und so brachten sie Pater Kentenich ein Bajonett. Dieser ging nachsichtig auf sie ein, nahm es dankend an und trug es verständnisvoll, fromm und brav mit sich auf und ab – bis die „Kriegsveteranen” sich befriedigt zurückgezogen hatten. Dann legte er das unbequeme Werkzeug auf das Fensterbrett im Gang und betete weiter seinen Rosenkranz.